In einem Artikel in der aktuellen Ausgabe der sozialistischen Zeitung vorwärts (Nr. 37/38 vom 9. November 2017) legt die Tierrechtsgruppe Zürich dar, was die Fleischfachmesse Mefa für eine Funktion hat und warum am 18. November 2017 in Basel gegen dieses Treffen der Fleischbosse protestiert wird.
Stelldichein der Schweizer Fleischindustrie
Im November kommt es in Basel zu Protesten gegen die Fachmesse der Schweizer Fleischwirtschaft (Mefa) . Die Mefa ist nach eigenen Angaben der grösste und wichtigste Branchentreffpunkt und hat somit einen zentralen Stellenwert für die Vernetzung innerhalb der Fleischindustrie.
Alle zwei Jahre treffen sich die Unternehmer und Bosse der Fleischindustrie an der Mefa. Hier knüpfen sie Kontakte und verkaufen sich die neusten Geräte, Maschinen und Technologien zur möglichst effektiven Schlachtung von Tieren und Ausbeutung der ArbeiterInnen in den Fleischfabriken. Mit rund 90 Ausstellern aus dem In- und Ausland und 6000 Besuchern aus Industrie und Wirtschaft ist die Fleischfachmesse ein Netzwerk zur Imagepflege, strategischer Treffpunkt und Einkaufsparadies der Profiteure der Fleischbranche. Mit von der Partie ist auch der Schweizer Fleisch-Fachverband (SFF), der als Arbeitgeberverband wesentlich mitverantwortlich für die miesen Arbeitsbedingungen insbesondere von Ungelernten, MigrantInnen und AkkordarbeiterInnen in den Fleischbetrieben ist.
Fleisch ist ein einträgliches Geschäft, doch nur für eine kleine Minderheit. Das Fundament ihrer Profite bildet die Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur. Die Lohnabhängigen in der Fleischbranche arbeiten unter massivem Zeitdruck zu schlechten Löhnen. Unsichere Arbeitsverhältnisse und Temporärarbeit nehmen massiv zu. Die Tiere bezahlen das profitable Geschäft mit ihrem Leben. Zudem werden Grundwasser, Böden und Wälder für die Produktion von Fleisch geplündert, verschmutzt und zerstört.
Falsche Idylle
Diese Tatsachen wollen die Bosse der Fleischindustrie unter den Tisch kehren und ideologisch verschleiern. An der Mefa soll eine Welt des idyllischen Handwerks kleiner, lokaler Unternehmen und glücklicher Tiere dargestellt werden. Dabei sind alle Prozesse in der Produktion von Fleischwaren, angefangen bei der künstlichen Besamung der Zuchttiere, über die Aufzucht und Mast, das Schlachten bis hin zur Weiterverarbeitung und Verpackung des Fleisches auch in der Schweiz hochindustrialisiert. Im aargauischen Muhen soll zum Beispiel in Kürze für 2 Millionen Franken eine Schweinemastanlage gebaut werden, in der 1500 Schweine gleichzeitig gehalten werden können. In 100 Tagen sollen sie von 25 auf 110 Kilogramm gemästet werden, um dann geschlachtet zu werden und Platz für die nächste Charge Ferkel zu machen. Mit dem glücklichen Tierleben auf den Werbeplakaten hat das Schicksal dieser Schweine nichts gemein.
Marktbestimmend in der Schweizer Fleischindustrie sind die grossen, industriellen Fleischproduzenten und nicht die kleinen, handwerklichen Metzgereien. Die Firma Bell, die zur Coop-Gruppe gehört und die Micarna, der Fleischbetrieb der Migros, teilen sich etwa 50 Prozent der Marktanteile des Schweizer Fleischmarkts, beim Geflügel sind es sogar etwa 70 Prozent. Zusammen erwirtschaften sie etwa 5 Milliarden Umsatz. Erzielt werden die wachsenden Gewinne auf dem Rücken der ArbeiterInnen. Letztes Jahr wurde beispielsweise bekannt, dass Angestellte in der Zerlegerei der Micarna, die aufgrund des hohen Arbeitstempos und der belastenden Arbeitsbedingungen physisch und psychisch erkrankt waren, einfach durch TemporärarbeiterInnen ausgetauscht wurden (Vorwärts Nr. 29/30 vom 26.08.2016).
Kritik wird zu Geld gemacht
Parallel zur Mefa organisiert der SFF jeweils eine Fleisch-Fachtagung für die Unternehmer der Fleischbranche und ihre Kader. Ihnen soll das Rüstzeug an die Hand gegeben werden, mit den aktuellen Herausforderungen für den Fleischsektor umgehen zu können. Dazu gehört, der zunehmenden Kritik an der Fleischproduktion und ihren Auswirkungen auf Mensch, Tier und Natur, mit entsprechenden Werbe- und Verkaufsstrategien zu begegnen. Der SFF fühlt sich offensichtlich bedroht durch Diskussionen um Nachhaltigkeit und Ökologie, Tierschutzanliegen, den Trend zum Fleischverzicht und nicht zuletzt Proteste der Tierbefreiungsbewegung. Deshalb setzt er den Schwerpunkt seiner diesjährigen Tagung auf die Frage, wie Fleischverkäufer auf kritische Fragen der Kundschaft reagieren sollten, um diese trotz Vorbehalten zum Kauf von Fleischprodukten zu animieren. Die Bedürfnisse der Konsumenten nach gesunder und leidfreier Ernährung sollen umgeleitet und zum Nutzen des Fleischereigewerbes kanalisiert werden. Die Kritik an der Fleischproduktion wird von der Fleischbranche jedoch nicht nur nivelliert sondern auch zu Geld gemacht, indem Fleischunternehmen vegetarsiche und vegane Produktelinien lancieren.
Fleischindustrie enteignen und konvertieren!
Solange die Betriebe in privaten Händen sind, dient die Produktion bloss der Profitmaximierung für die Unternehmer. Die Kosten zahlen die arbeitende Bevölkerung, die Tiere und die Natur. Eine Abschaffung der Fleischindustrie und des von ihr angerichteten Elends kann nur erreicht werden, wenn die Betriebe enteignet, vergesellschaftet und in eine sozialistische, ökologische und vegane Lebensmittelproduktion überführt werden. Diese Forderungen sind auch der Kern des Protestes gegen die Mefa, zu dem die LSCV (Schweizer Liga gegen Vivisektion und für die Rechte des Tieres) und die Tierrechtsgruppe Zürich für den 18. November 2017 auf dem Claraplatz in Basel aufrufen.