Unter der Parole „Dem Schlachten ein Ende setzen! Gegen Kapitalismus, Krieg und Tierausbeutung“ rief die Tierrechtsgruppe Zürich zum revolutionären 1. Mai und einem mehrteiligen Aktions- und Veranstaltungsprogramm auf. An diversen Veranstaltungen wurden verschiedene Formen der kapitalistischen Barbarei sowie die Perspektiven des Klassenkampfs diskutiert. An mehreren Demonstrationen wurde der Widerstand auf die Strasse getragen.
Den Auftakt zur diesjährigen 1. Mai-Kampagne machte eine Kundgebung gegen das Freihandelsabkommen TiSA. Auf dem Paradeplatz Zürich, Auge in Auge mit dem Schweizer Finanzkapital, versammelten sich am 18. April 150 Personen um gegen die Privatisierung öffentlicher Dienste zu protestieren. Die vom Seco vorangetriebene Privatisierungsoffensive TiSA soll es in Zukunft ermöglichen, verschiedene öffentliche Bereiche wie beispielsweise das Gesundheitswesen, Bildung, Infrastruktur oder soziale Institutionen in die Hände profitorientierter Unternehmen und Konzerne zu geben. Der ohnehin schon bröckelnde Service public wird damit zum direkten Spielball der Kapitalisten. Betriebe und Einrichtungen der öffentlichen Hand werden zu Grunde gerichtet. Das Nachsehen haben die Lohnabhängigen. Die Kundgebung des revolutionären Bündnisses gegen TiSA wurde nicht zuletzt auch darum aktiv von einer gewerkschaftlichen Basisgruppe unterstützt.
Demonstration gegen Tierversuche
Eine Woche später rollten wir die Transparente und Fahnen an der Demo für die Abschaffung der Tierversuche aus. 400 TierversuchsgegnerInnen versammelten sich am 25. April auf dem Helvetiaplatz im Zürcher Stadtkreis 4. Währen eines Umzugs durch die Innenstadt wurde das Leid und Elend der Tiere in den Versuchslaboren der globalen Pharmakonzerne und der Universitäten Zürich und Bern angeprangert. In mehreren Reden wurde die Forderung nach einer fortschrittlichen Forschung und Wissenschaft ohne Tierversuche erhoben und auf einem Spruchband war zu lesen: „Die Zukunft ist Tierversuchsfrei.“
Die Tierrechtsgruppe Zürich beteiligte sich unter dem Banner „Tierindustrie enteignen! Kapitalismus abschaffen“ an der Demonstration. Mit Flugschriften und Parolen machten wir deutlich, dass der Kampf gegen das gesellschaftlich produzierte Leiden der Tiere eine revolutionäre Ausrichtung erfordert: Solange die Produktion kapitalistisch organisiert ist, werden die Bedürfnisse der Tiere und der lohnabhängigen Menschen dem Profit der Unternehmer und Konzernchefs geopfert. Erst wenn sich die Betriebe in den Händen der LohnarbeiterInnenklasse befinden, können sie dicht gemacht oder auf eine vernünftige Produktion – ohne Ausbeutung und Unterdrückung – umgestellt werden. Da die Demo am letzten Aprilwochenende stattfand, haben wir den Anlass auch dafür genutzt, um zur Teilnahme am revolutionären 1. Mai aufzurufen.
Revolutionäres Politwochenende
Am selben Wochenende, dem 25./26. April, fand das Politwochenende des Revolutionären Bündnis auf dem Kanzleiareal statt. Die Tierrechtsgruppe Zürich war dort mit einem Infozelt zum Tierbefreiungskampf präsent. Im Mittelpunkt des Zeltes stand eine mehrteilige Plakatausstellung, die Themen rund um das Verhältnis von Marxismus und Tierbefreiung aufgriff, welche in unserer Publikation „Dem Schlachten ein Ende setzen“ ausführlich behandelt werden. So erfuhr man z.B., wieso die Stilllegung der Fleischproduktion den Weg hin zum Kommunismus begünstigen würde (nachzulesen auf S. 6) oder welche Bedeutung die Entfaltung einer wahrhaft revolutionären Moral für den Klassenkampf hat (zu finden auf S. 14).
Am Politwochenende standen zahlreichen Veranstaltungen auf dem Programm. Besonders hervorheben wollen wir eine Veranstaltung mit einem Mitglied der marxistischen Gruppe Borotba aus der Ukraine. Der Genosse, dem das Visum zur Einreise in die Schweiz verweigert worden war, berichtete per Skype über die Faschisierungsprozesse in der Ukraine und die Situation des antifaschistischen Kampfes.
1. Mai – Gegen Faschismus und Imperialismus
Die Ereignisse in der Ukraine bildeten einen wichtigen Fokus unserer diesjährigen 1. Mai-Kampagne. Bereits in unserem Aufruf zum revolutionären 1. Mai 2015 wurden der Bürgerkrieg und der faschistische Terror in der Ukraine beleuchtet. „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg! Solidarität mit den Antifaschisten in der Ukraine“ lautete dann auch der Appell auf einem Transparent, welches wir auf der Grossdemonstration am internationale Kampftag der ArbeiterInnenklasse unter dem strömenden Regen hindurchtrugen. Aus historischem Anlass beleuchteten wir das Thema Krieg ausserdem mit einem grossformatigen Wandbild zum Kriegsende in Vietnam. Damit erinnerten wir daran, dass die vietnamesischen Befreiungsstreitkräfte am 1. Mai vor 40 Jahren die US-imperialistischen Aggressoren vollständig zurückgedrängt haben und Vietnam aus den Klauen der amerikanischen Unterdrücker befreiten: „Alle auf die Strasse, rot ist der Mai – alle auf die Strasse, Saigon ist frei!“
Als revolutionäre Linke, die das gesellschaftlich produzierte Leiden der Tiere nicht mit ideologischen Argumenten von ihrer politischen Agenda verbannen – wie man das vom Gros der Linken kennt –, haben wir unsere Stimme am 1. Mai selbstverständlich auch gegen die Unterdrückung der Tiere erhoben. An die jüngeren GenossInnen der 10‘000 Personen starken Mai-Demo verteilten wir Stickers mit drei verschiedenen Motiven, darunter ein Aufkleber, der sich gegen die Passagierfluggesellschaft Air France-KLM richtet, welche Affen an Versuchslabore in der ganzen Welt liefert. Ein Wandbild auf dem Helvetiaplatz und ein weiteres Transparent machten zudem deutlich, dass die Fleischbosse der Tierindustrie enteignet werden müssen, der Kapitalismus abgeschafft gehört und das Schlachten beendet werden muss.
Der Nachmittag des 1. Mais zeigte sich in den gewohnten Blautönen. Die Stadt- und Kantonspolizei führte ihre martialische Reizwäsche vor und stellte ihren gesamten Wagenpark zur Schau. Indes führten linkspolitische Kräfte auf dem Helvetiaplatz eine Platzkundgebung durch, wobei verschiedene politische Angelegenheiten wie staatliche Überwachung, Repression oder das TiSA-Abkommen zum Thema gemacht wurden. Mit einer späteren antikapitalistischen Kurzdemo wurde dieser Akt kämpferisch abgeschlossen.
Den Abschluss des Tages machte die Abendveranstaltung auf dem revolutionären Treff. Die GenossInnen des Revolutionären Aufbaus konferierten mit mehreren AktivistInnen aus Südeuropa und holten internationale Eindrücke zum 1. Mai ein. Die Tierrechtsgruppe Zürich zeigte den Film „Lauffeuer“ und erinnerte daran, dass ein faschistischer Mob am 2. Mai vor einem Jahr im Gewerkschaftshaus der ukrainischen Hafenstadt Odessa ein Massaker anrichtete und Dutzende Menschen ermordete.
Die Ukraine im Würgegriff von Faschismus und Krieg
Die Prozesse der Faschisierung in der Ukraine standen für die Tierrechtsgruppe Zürich auch am 8. Mai im Vordergrund. Anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung vom deutschen Faschismus und des Endes des 2. Weltkrieges organisierten wir eine Veranstaltung mit der Journalistin Susann Witt-Stahl. Der 8. Mai verbindet sich für die ArbeiterInnenbewegung mit der zentralen Losung: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg! Die sich im Würgegriff von Faschismus und Krieg befindende Ukraine bildet ein Beispiel für die traurige Aktualität dieser Forderung.
Eröffnet wurde der Abend mit einer Grussbotschaft, welche uns aus Italien erreicht hatte. Banda Bassotti, eine kommunistische Punkband aus Rom, berichtete darin über ihre zweite antifaschistische Karawane, mit welcher sie Anfang Mai in der Ostukraine unterwegs waren. Die Band sprach ihre Solidarität mit dem antifaschistischen Kampf im Donbass aus und dankte allen, die sich am Kampf gegen Faschismus, Kapitalismus und Krieg beteiligen.
Der Vortrag von Susann Witt-Stahl gewährte dem Publikum dann einen Einblick in die Finsternis, welche die Ukraine momentan überzieht. Die Journalistin hatte das Land seit Beginn des Euromaidans mehrmals besucht und mit ihren Artikeln die gängige westliche Berichterstattung über die Maidan-Bewegung und ihre Folgen entlarvt. An der Veranstaltung im Zürcher Volkshaus erläuterte die Marxistin anhand konkreter Beispiele, dass die neoliberale Regierung in der Ukraine ihre Herrschaftsansprüche unter Beihilfe faschistischer Kräfte durchsetzt. Unzählige faschistische und ultrarechte Banden und Bataillone kämpfen an der Seite der ukrainischen Armee, welche die Interessen der EU und NATO ausgerichteten Oligarchen verteidigt und jegliche Opposition am Aufkommen hindert. Es sei bekennend für die faschistische Tendenz, dass die ArbeiterInnenbewegung in der Ukraine – vor allem in den Industrie- und Bergbauregionen im Osten – mit brutalster und mörderischster Gewalt zerschlagen und ihre Symboliken und Organisationen per Gesetz illegalisiert werden.
Susann Witt-Stahl berichtete aber nicht nur über das neoliberale Regime und seine faschistischen Helfershelfer, sondern legte Wert darauf, auch den antifaschistischen und antimilitaristischen Kampf im Donbass bzw. Noworossija zu schildern. In diesen Regionen seien in den Strassen und an den Gebäuden an vielen Orten durchgestrichen Hakenkreuze zu sehen. Der Widerstand werde u.a. von zahlreichen Bergarbeitern getragen, welche darum bemüht sind, die Aggressoren aus dem Westen und den Faschismus zurückzudrängen und zu bekämpfen. In verschiedensten Städten der Ukraine gehen wiederum Frauen auf die Strasse, um gegen die Zwangsrekrutierungen ihrer Söhne, Männer und Brüder durch die ukrainische Armee zu protestieren, wie die Referentin aus Hamburg ausführte.
Das ist unser Streik! Neun Monate Arbeitskampf bei Neupack
Aus der Hansestadt Hamburg kamen auch die zwei Gäste der letzten Veranstaltung unserer diesjährigen 1. Mai-Kampagne. Am 16. Mai luden die Tierrechtgruppe Zürich zusammen mit dem Revolutionären Aufbau, dem Netzwerk Arbeitskämpfe und der Partei der Arbeit zu einem Film- und Diskussionsabend ein. Gezeigt wurde der Film „Das ist unser Streik!“, welcher einen der längsten Arbeitskämpfe in Deutschland dokumentiert. Um nach dem Film mit den hiesigen GenossInnen und KollegInnen über die Erfahrungen im Arbeitskampf zu diskutieren, reiste der langjährige Betriebsratsvorsitzende von Neupack, Murat Günes, auf unsere Einladung hin eigens nach Zürich. Darüber hinaus luden wir auch ein Mitglied aus dem Neupack-Solikreis an die Veranstaltung ein um etwas über die aktive Streikunterstützung zu erfahren. Ein ausführlicher Bericht über den Abend ist mittlerweile auf der Seite des Neupack-Films erschienen, auf welchen wir hier gerne verweisen.
Zum Schluss bedanken wir uns herzlichst bei allen Genossinnen und Genossen, welche uns während der gesamten 1. Mai-Kampagne begleitet und unterstützt haben.
Hoch die internationale Solidarität!
Class Struggle – Animal Liberation
Tierrechtsgruppe Zürich, 30. Mai 2015