Prozess in Straubing

Quelle: http://mastanlagenwiderstand.blogsport.de/

Die Justiz versucht die Tierausbeutungsindustrie zu schützen –
Prozess gegen mutmaßliche Schlachtfabrikblockierer_innen in Straubing

Öffentliche Verhandlung
am 24.10.2013 um 13.30 Uhr
im Amtsgericht Straubing Saal 229/ II/ 2.OG

Vier angeklagten Tierbefreiungsaktivist_innen wird vorgeworfen, sich an
der Blockade der Wiesenhofschlachtfabrik in Bogen bei Straubing am 09.März
2013 beteiligt zu haben, indem sie sich an mehrere Betonfäßer ketteten.
Die Vorwürfe gegen die Aktivist_innen lauten jetzt – sieben Monate später
– u.a. „Nötigung“ und „Hausfriedensbruch“.

Besonders auffallend ist hier, dass die mutmaßlichen Blockierer_innen mit
dem Vorwurf der Nötigung verurteilt werden sollen: „Wer einen Menschen
rechtswidrig mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen Übel zu
einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigt, wird mit Freiheitsstrafe
bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(2)Rechtswidrig ist die Tat, wenn die Anwendung der Gewalt oder die
Androhung des Übels zu dem angestrebten Zweck als verwerflich anzusehen
ist.“,
so heißt es jedenfalls im Strafgesetzbuch.
Wenn es sich also im Prozess gegen die Tierbefreiungsaktiven um die Frage
der Verwerflichkeit drehen soll, wird es sich aber um viel mehr drehen
müssen, als um einen Gesetztestext.
Ist es denn verwerflicher, Millionen leidfähige Individuen auf engsten
Raum in ihren eigenen Kot einzusperren, sie mit Antibiotika vollzupumpen,
weil sie ansonsten die 40-tägige Mast nicht überleben würden, um sie
anschließend am Fließband von Menschen, die teilweise nicht mehr als 3 €
die Stunde bekommen, töten zu lassen – wie es der Konzern Wiesenhof macht?
Oder ist es verwerflicher, sich dieser Ausbeutungsmaschinerie direkt in
den Weg zu stellen?
Eine angeklagte Aktivistin kommentiert die vorherrschende Situation so:
„Ich finde dieses System so verquer, in dem das Töten so vieler Tiere an
der Tagesordnung ist, als völlig normal und legal akzeptiert wird.
Menschen aber, die darauf aufmerksam machen, was da Schreckliches vor sich
geht – das Ablaufen solcher ‚Qualapperate‘, wie Schlachtfabriken es sind,
– unterbrechen wollen und sich wünschen, solche gäbe es nicht mehr,
dagegen mit staatlicher Repression überzogen werden.“

Seid solidarisch mit den angeklagten Tierbefreiungsaktivist_innen, kommt
zum Prozess, begleitet ihn kritisch und macht darauf aufmerksam!

Hintergrund:
Am 09. März 2013 blockierten sieben Aktivist_innen und zwei Dutzend
Unterstützer_innen des Aktionsbündnisses MASTANLAGEN WIDERSTAND für circa
sechs Stunden Wiesenhofs Schlachtfabrik in Bogen (Landkreis
Straubing-Bogen). Einige der Tierbefreiungsaktiven blockierten zwei
Eingangstore und eine Feuerwehrzufahrt, indem sie sich mit Bügelschlößern
an ein Tor ketteten und in Betonfässern festgekettet vor die Einfahrt
legten.
Eine weitere Aktivistin erkletterte ein mehrere Meter hohes Tripod – eine
Metalldreibein – direkt vor dem Hauptzufahrtstor der Schlachtfabrik.

„In ganz Deutschland sollen in Zukunft über 800 Hühnermastanlagen gebaut
werden oder befinden sich bereits im Bau. Damit will Wiesenhof seinen
Status als führender Geflügelkonzern aufrecht erhalten und produziert eine
wirtschaftliche Verdrängung anderer Unternehmen. Weil Tiere, Menschen und
Umwelt in diesem vom Markt gesteuerten System keinen Platz haben, wird
keine Rücksicht auf das Leben von Individuen und deren Bedürfnisse
genommen.
Einer der Kritikpunkte der Aktion ist Wiesenhofs Handeln, durch das
möglichst viele Tiere innerhalb kürzester Zeit im Akkord geschlachtet
werden. Im Schnitt werden so in einer Mastanlage 40.000 Hühner innerhalb
von 40 Tagen unter unwürdigen Bedingungen gemästet, dann zur
Schlachtfabrik transportiert, um dort für Menschen konsumierbar gemacht zu
werden.
Gleichzeitig wird immer wieder versucht, Tierhaltung mit
Tierschutzrichtlinien, Tierschutzlabeln oder professionellen
Marketingstrukturen zu legitimieren und zu beschönigen. Die vielen
Skandale um Wiesenhof innerhalb der letzten zwei Jahre zeigen dagegen,
dass Tierquälerei an der Tagesordnung ist und jegliche Tierhaltung
Lebewesen zu Objekten, zu Produkten, degradiert. Außerdem sind weitere
Auswirkungen der Tierhaltung, wie Klimawandel, Belastung der Umwelt vor
Ort und die Ausbeutung der Arbeitskräfte in Schlachtbetrieben, ebenso in
höchstem Maße problematisch.“,
begründeten die Aktivist_innen in einer Pressemitteilung die Aktion.
Dieser Aktion folgten im Laufe des Sommers noch viele weitere.
So versuchten am 09. Juli rund 30 Aktivist_innen vom „Aktionsbündnis für
Tierbefreiung“ die Mega-Schlachtfabrik in Wietze bei Celle zu blockieren.
Zudem konnten am 12. Juli mehrere Fleischtransporter vor der
Wiesenhofschlachtfabrik in Wietzen/Holte für ca. 7 Stunden blockiert
werden. Doch auch weniger spektakuläre Aktionen, wie beispielsweise das
Aufhängen von Plakaten und Transparenten in Orten, in denen Mastanlagen
gebaut werden sollen, zeigen, dass es kein ruhiges Hinterland für Konzerne
wie Wiesenhof gibt.
Bis jeder Käfig leer ist! / Until every cage is empty!