Wiener Neustadt. Der Auftritt der Polizistin. Im sogenannten Tierschützer-Prozess am Landesgericht Wiener Neustadt war am 63. Verhandlungstag nach einiger Verzögerung die von der Sonderkommission Bekleidung eingeschleuste „Danielle Durand“ am Wort. In einem Nebenraum wurde sie von Richterin Sonja Arleth einvernommen. Die Übertragung konnte per Video im Schwurgerichtssaal mitverfolgt werden. Die Zeugin der Verteidigung war 15 Monate in der „Szene“ unterwegs. Über strafbare Handlungen, wie Sachbeschädigungen oder Brandstiftungen“, „konnte ich nichts wahrnehmen“, sagte die Zeugin in diesem Indizienprozess.
„Ja, ich bin die verdeckte Ermittlerin“ sagte „Durand“, die sich selbst in niedergeschriebenen Berichten als „Frau E.“ bezeichnete, zu Beginn ihrer Einvernahme. Sie hat sich seit ihrer Ermittlungstätigkeit von April 2007 bis Juli 2008 auch ein wenig verändert. Sie sei jetzt nicht mehr blond (bei der Befragung trug sie eine schwarze Perücke) und früher auch korpulenter gewesen.
„Sollte gefährliche Angriffe abwehren“
Sie hatte als Polizistin den Auftrag, sich in die Tierrechtsszene einzuschleusen und etwaige „gefährliche Angriffe“ abzuwehren, wie sie vor der Richterin ausführte. Sie ging zwei Jahre an die Polizeischule und hatte dann eine dreiwöchige Grundausbildung in verdeckter Ermittlung. Zwei Jahre hat sie „Berufserfahrung“ als Ermittlerin, dieser Fall war ihr erster bei Tierrechtsaktivisten.
Wie sie den Zugang fand? Die getarnte Agentin gab an, sie habe sich zunächst über das Internet über Demonstrationen und Veranstaltungen informiert. Dort sei sie auch mit den Aktivisten in Kontakt gekommen. Sie gab sich als Französisch-Studentin aus, sie selbst beherrsche die Sprache auch.
Später fuhr sie selber mit zu Aktionen, etwa an den Neusiedler See zu einer „Jagdstörung“, oder zu Tiertransportblockaden oder auch zu Camps von Tierrechtsaktivisten nach Holland und zu einer Veranstaltungen nach Luzern in die Schweiz.
„Dani“, wie sie von den Aktivisten gerufen wurde, suchte auch Kontakt zum Erstangeklagten Martin Balluch, den Obmann des Vereins gegen Tierfabriken. „Durand“: „Er war immer sehr freundlich zu mir.“
Einmal waren sie gemeinsam auch bei einer „illegalen“ Plakataktion. Ob sie dabei selber Plakate überdeckt habe, wisse sie nicht mehr.
„Aufregendes“ hatte sie jedenfalls nicht zu berichten. Strafrechtlich Relevantes habe sie nicht gehört, gesehen oder gelesen. Auch in der „Kommandozentrale“ des Vereins gegen Tierfabriken in Wien sei ihr nichts aufgefallen. „Dort wurden Plakate gemalt, Unterlagen kuvertiert und Buttons gebastelt“, so „Durand“ auf eine Frage der Richterin.
Ein Naheverhältnis, zu dem Zweitangeklagten, über das dieser in Medien sprach, bestritt „Durand“. „Es gab kein sexuelles Verhältnis“, betonte die Frau. Die Berichte in den Medien seien kränkend und diffamierend für sie.
Die Verhandlung wurde Donnerstagnachmittag schließlich auf Ende Jänner vertagt. Dann wird auch die Befragung der verdeckten Ermittlerin fortgesetzt.