Neuerscheinung: Moshe Zuckermann, Israels Schicksal. Wie der Zionismus
seinen Untergang betreibt. Promedia Verlag, 2014.
Seine politischen Führer und Ideologen haben den Staat Israel an eine
historische Weggabelung manövriert, von der nur Sackgassen auszugehen
scheinen. Israel sieht sich vor eine Wahl gestellt, die ihm letztlich
nur zwei Möglichkeiten offenhält: Es kann sich zur Lösung des Konflikts
mit den Palästinensern für die Zwei-Staaten-Variante entscheiden, d.h.
eine Friedenslösung zwischen zwei souveränen Staaten Israel und
Palästina akzeptieren. Israel kann aber auch eine territoriale Teilung
zwischen Israel und Palästina torpedieren. In diesem Fall muss es in
Kauf nehmen, dass innerstaatlich eine binationale Struktur entsteht, die
tendenziell zu jenem demographischen Zustand führt, bei dem die Juden
zur Minderheit im eigenen Land werden. In einem solchen Fall könnte
Israel einen Apartheid-Staat unterhalten oder einen binationalen Staat
offiziell anvisieren.
Eine binationale Lösung wäre mit Entscheidungen verbunden, die den
Zionismus – Israels Staatsideologie – gravierend belasten, ja das
gesamte zionistische Projekt infrage stellen. Dass letztlich nichts an
einer Zwei-Staaten-Lösung vorbeiführt, wie Zuckermann meint, leuchtet
den meisten Politikern ein. Der Autor stellt daher die Frage, wie es
dazu kommen konnte, dass die Rettung des zionistischen Projekts nicht
wahrgenommen wird.
Man kann den Palästinensern die Schuld an der verfahrenen Situation
zuschieben, die Sicherheitslage im arabischen Umfeld verantwortlich
machen oder die innere ideologische Zerrissenheit als Grund nennen. Eine
Möglichkeit ist aber nie wirklich erörtert worden: dass Israel die
historische Entscheidung seit 1967 nie angestrebt hat, weil der
Zionismus selbst nicht an die Zukunft seines eigenen Projekts glaubt.
Diese Möglichkeit erörtert Zuckermann in seinem neuen Buch. Er geht
dabei strukturanalytisch und ideologiekritisch vor und nimmt historische
Abläufe, politische Kontexte und gesellschaftliche Klüfte ins Visier.
Eine der Erklärungen liegt im Ideologischen, wobei der Autor zwischen
der religiösen und der säkularen Koordinate unterscheidet. Erstere
basiert auf der „Ewigkeit Israels“ und dem Gottesglauben, der sich von
nichts und niemandem abschrecken lässt. Die säkulare Ideologie wiederum
geht vom „Primat der Sicherheit“ aus und verweigert der
palästinensischen Seite den Frieden. Die historische Entscheidung
zwischen einer Zwei-Staaten-Lösung und einem binationalen Projekt steht
jedenfalls an.
Dokumentation der Buchvorstellung mit dem Autor Moshe Zuckermann vom
17.10.2014 in der junge Welt Ladengalerie:
http://www.youtube.com/watch?v=nlWpXA2OnVk