Jagdstörung bei Hamburg

Quelle: http://www.tierbefreiung-hamburg.org/archives/1543

Jagdstörung bei Hamburg

Am 10. November 2012 störten ca. 45 AktivistInnen aus Hamburg und dem
ganzen Bundesgebiet eine Ansitz-Drückjagd in Steinhorst zwischen Hamburg
und Lübeck. Mit Stofflaken, Trillerpfeifen und Warnwesten ausgerüstet
stürmten die JagdstörerInnen auf bejagte Felder und Waldstücke, um die
Jäger vom Schießen abzuhalten. Angeblich befanden sich 25 Jäger im Wald
sowie weitere, lokale Jäger an den Waldrändern in Hochsitzen. Dazu kamen
noch Treiber, die zum Teil mit Hunden die Tiere aufscheuchten, damit
diese den Jägern vor die Flinte liefen. Zwar wurde die Jagd nicht
komplett abgebrochen, wie mehrfach von den AktivistInnen eingefordert
wurde, allerdings waren über lange Phasen hinweg im Jagdgebiet keine
Schüsse mehr zu hören und viele Jäger hatten sich angesichts der vielen
JagdgegnerInnen damit arrangiert nicht mehr zu schießen und ihr Gewehr
resigniert in die Ecke gestellt. Dennoch wurden nach Angaben der Jäger
mindestens 15 Wildschweine umgebracht, wobei nachweislich die Zahl der
ermordeten Tiere deutlich reduziert werden konnte. So berichteten viele
StörerInnen davon, dass Jäger nicht zum Schuss kamen, weil sich die
AktivistInnen zwischen die flüchtenden Tiere und die Gewehre stellten.
Etlichen Tieren wurde somit an diesem Tag das Leben gerettet, wodurch
die Jagdstörung erfolgreich war.

Die Reaktionen der Jäger auf die Störung reichten von gelassenem
Aussitzen der Situation bis zu wilden Beschimpfungen. Ein besonders
verantwortungsloser und offenbar völlig überforderter Jäger stieg,
nachdem er lange Zeit vom Jagen abgehalten wurde, von seinem Hochsitz,
riss eine Aktivistin zu Boden und trat diese. Als sich die Aktivistin
mit ihrem Mitaktivisten später zurück zu besagtem Jäger begab, zielte
der Jäger bewusst und provokativ auf die JagdgegnerInnen und schoss über
deren Köpfe hinweg. Ein anderes Team musste beobachten, wie unmittelbar
vor ihren Augen ein angeschossenes Wildschwein aus nächster Nähe
erschossen wurde ? sie kamen nur wenige Sekunden zu spät? Anders
verhielt es sich im Falle einer offenbar von Jägern angeschossenen Ente,
die von AktivistInnen gefunden und zum Tierarzt gebracht wurde, welcher
der zuerst Ente gute Überlebenschancen prognostizierte. Leider verstarb
diese jedoch noch am darauf folgenden Tag.

Schon kurz nach Beginn der Jagdstörung riefen die Jäger die Polizei,
welche sich immer wieder an Feldrändern oder auf Waldwegen blicken ließ.
Offenbar unwillens, sich die Lederschuhe dreckig zu machen und wie wild
durch den Wald zu hetzen, machten die Polizisten nur bedingt Anstalten,
JagdstörerInnen, welche sich bei Annäherungsversuchen der Polizei
Richtung Wald aus dem Staub machten, hinterher zu rennen. Durch das
dadurch erzeugte Chaos half die Polizei streckenweise noch bei der
Jagdstörung, besprach sich mit Jägern oder lenkte diese durch ihre
Anwesenheit ab, wodurch die Jäger ebenfalls von der Jagd abgehalten
wurden. Einzelne Jäger versuchten noch, AktivistInnen zu fotografieren.
Unterstützung erhielten sie dabei von einer Fotografin, welche Jäger
herzlich begrüßte, und versuchte, im Hochsitz oder im Gebüsch hockend,
AktivistInnen zu fotografieren.

Offenbar früher als geplant begann die Jagdgesellschaft mit der
Nachsuche und dem Streckelegen, so dass gegen 13 Uhr bereits die letzten
Schüsse zu hören waren. Auf dem Rückweg entdeckte ein AktivistInnenauto
eine weitere Treibjagd in unmittelbarer Nähe, wobei nicht abschließend
geklärt werden konnte, ob es sich um Teile der zuvor gestörten Jäger
handelte. Dieser Zufallsfund machte jedoch deutlich, dass derzeit wieder
überall im Land Treibjagden stattfinden. Die Aktion hat jedoch ebenfalls
gezeigt, dass beherztes und vehementes Eintreten gegen die Jagd dort, wo
sie stattfindet, Tieren unmittelbar das Leben rettet. Diese Jagdstörung
war seit langem wieder die erste in Deutschland. Die Zahl der
Jagdstörungen ist im Vergleich zu den 90er Jahren enorm zurückgegangen.
Es bleibt zu hoffen, dass diese Aktion auch als Ansporn für andere
Gruppen gesehen wird, diese Form des direkten Widerstands gegen
Tierausbeutung und Tiermord als Vorbild zu nehmen und Jagden zu
stören und zu verhindern.

Alle Tage Jagdsabotage!