Bell: Tönnies darf übernehmen

Quelle: https://www.fleischwirtschaft.de/wirtschaft/nachrichten/Bell-Toennies-darf-uebernehmen-39812?utm_source=%2Fmeta%2Fnewsletter%2Fnewsletter&utm_medium=newsletter&utm_campaign=nl2590&utm_term=3b745f046957f6b3ea1b037370023dc4&crefresh=1

Der eidgenössische Fleischverarbeiter Bell kann Teile seines Deutschland-Geschäfts verkaufen, um sich hierzulande stärker auf die Produktion von Rohschinken zu fokussieren. Die bisherigen Verarbeitungsbetriebe von Bell für die Herstellung des Wurstsortiments wechseln zur Unternehmensgruppe Tönnies.

Die Standorte im niedersächsischen Börger und im thüringischen Suhl finden damit eine neue Heimat unter dem Dach von Zur Mühlen, der Fleischverarbeiter im Tönnies-Konzern. Den Verkauf genehmigte das Bundeskartellamt.

Um die Übernahme ist ein neuer Streit zwischen Robert Tönnies und seinem Onkel Clemens Tönnies ausgebrochen. Der 41-jährige Neffe des Konzernlenkers beantragte beim Landgericht Bielefeld eine einstweilige Verfügung gegen den Kauf der Produktionsbetriebe. Seiner Einschätzung nach stellt die Akquisition für den Fleischkonzern eine Belastung dar. In Rede steht eine Investitionssumme von 15 Mio. Euro wie die „Neue Westfälische“ meldete.

Die Tönnies-Holding hat gegen die einstweilige Verfügung die Erledigung beantragt. Nach Informationen der „Lebensmittel Zeitung“ kommt der Beirat der Holding am nächsten Donnerstag zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Dabei soll die Übernahme „vorsorglich der nachträglichen Genehmigung des Beirats unterworfen werden“. Der Beirat der Tönnies-Holding kann angerufen werden, wenn ein Gesellschafter eine andere Einschätzung als die zuständige Holding-Geschäftsführung hat. Im vorliegenden Fall habe die Geschäftsführung, in der beide Familienstämme vertreten sind, einstimmig für den Bell-Deal gestimmt. Entsprechend verwundert zeigte sich der Beiratsvorsitzende Dr. Reinhold Festge, denn es ist „klar festgelegt, dass wir unsere Tätigkeit ausschließlich dem Unternehmenswohl ausrichten“.

Unterdessen fordert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ein Bekenntnis für die Beschäftigten in Börger und Suhl. Die NGG fürchtet eine Bereinigung des Produktionsnetzwerks in der Zur-Mühlen-Gruppe, wie zuletzt in diesem Frühjahr. Seinerzeit hatte der Konzern die Herstellung von Fleischwaren im Stammwerk von Döllinghareico beendet.