Aus der Problematik heraus, dass sich für den Tierbefreiungskongress 2011 keine Orga-Gruppe gefunden hat, und auf Grund der gleichzeitigen Notwendigkeit einer Reflexion der eigenen Bewegung, entstand die Idee einer Alternativveranstaltung in Hamburg.
Vom 13.-15.Januar 2012 werden daher in Hamburg Tierbefreiungstage stattfinden, die zwar nicht den alljährlichen Tierbefreiungskongress ersetzen können, aber AktivistInnen dennoch Raum und Zeit zur Vernetzung, Reflexion und Diskussion bieten sollen, die dringend benötigt wird.
Der Ist-Zustand unserer Bewegung bringt zahlreiche Probleme mit sich, die unsere Handlungsfähigkeiten, unser politisches Wirken und den Einfluss, den wir auf unsere Gesellschaft haben können, stark einschränken. An diesem Wochenende wollen wir gemeinsam nach Gründen und Lösungsmöglichkeiten suchen. Wir werden kaum den Anspruch haben können, alle Probleme zu beseitigen, seien sie strukturell bedingt oder inhaltlicher Natur. Dennoch wollen wir unter dem Berg an reflexiven Aufgaben und Auseinandersetzungen nicht in die Knie gehen, sondern diesen im Gegensatz als Motivation und Ansporn nehmen, innezuhalten und uns mit uns selber als sozialer Bewegung beschäftigen. Wir möchten gemeinsam wirksame Praxismöglichkeiten entwickeln und erörtern, wie wir gesellschaftlich mehr an Bedeutung gewinnen.
Um mit der begrenzt zur Verfügung stehenden Zeit möglichst adäquat umzugehen, wird die inhaltliche Auseinandersetzung an diesem Wochenende auf die zwei großen Themenkomplexe „Struktur“ und „Profil“ reduziert. Zum Einen wollen wir uns also mit der Struktur unserer Bewegung beschäftigen, sowie mit der Frage, welche inneren und äußeren Faktoren eine so starke Fluktuation, wie sie gegenwärtig unsere Bewegung durchzieht, beeinflussen. Es bringt notgedrungen einige Schwierigkeiten mit sich, wenn immer wieder LangzeitaktivistInnen weg brechen und große Lücken hinterlassen. Gleichzeitig haben viele „neue Leute“ Probleme sich einzubringen, obwohl doch gerade das persönliche Sich-Einbringen eine Bewegung am Leben hält und somit existentiell ist. Es soll diskutiert werden, ob Strategien entwickelt werden können, um der Fluktuation entgegenzuwirken, wie Wissen und Kompetenzen besser vermittelt und weitergegeben werden können und wie eine Professionalisierung in diversen Bereichen der alltäglichen Tierbefreiungsarbeit erreicht werden kann.
Mit dem zweiten Themenkomplex wollen wir ein stärkeres Bewusstsein für das Profil unserer Bewegung erarbeiten, das bisher immer wieder Abgrenzungsschwierigkeiten zum Tierschutz aufgewiesen hat oder zum bloßen „Vegan Lifestyle“ verkommen ist und durch den prinzipiellen Mangel an einer klaren Positionierung im politischen und gesellschaftlichen Diskurs geprägt ist. Doch wir wollen uns nicht nur die Frage stellen, was wir sind und von wem wir uns abgrenzen, sondern auch mögliche Bündnispartner in Erwägung ziehen.
Wir erhoffen uns ein spannendes und produktives Wochenende, freuen uns darauf, wenn sich neue Leute in bestehende Reflexionsdebatten einbringen und Erfahrungen und Einschätzungen mit „alten Hasen“ ausgetauscht werden. Die Fragen, die an diesem Wochenende aufgeworfen werden sollen, werden zum Teil kontroverse Positionen hervorrufen. Wir sehen darin jedoch kein Problem oder Hindernis, sondern eine Chance, gemeinsam Positionen zu prüfen und weiter zu entwickeln. Daher wünschen wir uns eine möglichst breite Teilnahme aus allen Spektren der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung, um die drängenden Probleme auch wirklich als Bewegung besprechen zu können.
Wir wollen mit diesem Wochenende einen weiteren Schritt zur Ausbildung unserer Strukturen schaffen, um eine offensivere und erfolgreichere Praxis entwickeln zu können. Lasst uns gemeinsam eine kämpferische und einflussreiche soziale Bewegung gestalten!
Das Organisationsteam der Tierbefreiungstage 2012
Weitere Infos bald auf
www.tierbefreiungskongress.org oder www.kongress.antispe.org